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Anhalt-Bitterfeld
Ein Preis für den grünen Daumen
VON CHRISTINE KRÜGER

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Mitarbeiter Max-Reinhard Hahn kontrolliert an der Anlage, ob alle Parameter stimmen

Mitarbeiter Max-Reinhard Hahn kontrolliert an der Anlage, ob alle Parameter
stimmen. (FOTO: THOMAS RUTTKE)

WOLFEN/MZ. "Unser Produkt sieht man eigentlich gar nicht - nur dessen Wirkung", sagt Bernhard Sack, Geschäftsführer des Unternehmens Amynova Polymers in Wolfen. Und auf die kommt es ja schließlich auch an.

Die 2006 gegründete Firma stellt aus nachwachsenden Rohstoffen Kunststofflösungen her, die als spezielle Beschichtungsmittel dienen. Einsatzgebiete sind vor allem die Landwirtschaft sowie die Papierindustrie. Denn die Lösungen haben die Eigenschaft, bestimmte Stoffe dort, wo sie sind, festzuhalten.

So sorgen sie in der Pflanzenproduktion beispielsweise dafür, dass Nähr- und Wirkstoffe nicht beim ersten Regenguss von der Pflanze gespült werden, sondern dass sie auf den Blättern haften bleiben - das ist interessant für Spezialkulturen wie Wein. Sie sind in der Lage, Samenkörner fester in der Erdkrume haften zu lassen, so dass sie nicht der Erosion zum Opfer fallen können. Und sie verfestigen die Oberfläche des Ackerbodens, so dass Düngemittel langsamer in den Boden eindringen, nicht ausgewaschen werden und so länger ihre Wirkung entfalten.

Ein großes Einsatzgebiet sehen Sack und sein Forscher und Entwickler Dr. Klaus Käsebier künftig in der Papier- und Kartonage-Industrie. Dort ergeben sich ungeahnte Einsatzmöglichkeiten für die so genannten homogenen Polymerlösungen, die gegen Fette und Aromen natürliche Barrieren aufbauen. Aber auch in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie bieten die Bio-Produkte neue technische Lösungen, indem sie Chemikalien ersetzen.

Die Produkt-Idee hatte der Chemiker Käsebier. "In meiner Forschungsarbeit, die ich in anderen jungen, innovativen Firmen im TGZ schon gemacht habe, habe ich diese Eigenschaften bei den nachwachsenden Rohstoffen - also speziell der Stärke - erkannt und mir schwante, dass das gehen kann", sagt er. Und: Es ging. "Es gibt nicht viele, die aus nachwachsenden Rohstoffen solche Polymerlösungen wie wir sie produzieren, herstellen. Im Moment gibt es keine Stärke am Markt, die die Eigenschaften hat wie unsere", erklärt Sack. "Unsere Produkte sind ja von A bis Z Bio. Und das ist ja der Trend - insbesondere in der Landwirtschaft."

Das soll nicht heißen, dass es nicht Konkurrenz gibt für die Wolfener. Doch die produziert auf synthetischer Basis.

Noch ist die Anlage nicht riesig, denn noch ist auch der Kreis der Abnehmer überschaubar. Das Unternehmen, in dem sechs Mitarbeiter beschäftigt sind, arbeitet an seiner Bekanntheit. "Wir haben Praxisbetriebe in ganz Deutschland, die überzeugt sind von unseren Produkten", so Sack, "doch es ist ein langwieriger Prozess, die Effektivität nachzuweisen. Unsere Versuche erstrecken sich bis jetzt entsprechend der Vegetationsperiode über ein Jahr. Um richtig anerkannt zu werden, müssen sie mindestens über zwei laufen."

Dennoch kann das vier Jahre alte Unternehmen Amynova Polymers durchaus schon auf Anerkennungen verweisen. Auf dem Schrank stehen der Hugo-Junkers-Preis und der Innovationspreis des Landkreises und jede Menge Urkunden. "An Wettbewerben teilzunehmen hat uns geholfen, in der Branche überhaupt bekannt zu werden", so der Kaufmann Bernhard Sack, "und Investoren zu finden." Es brauche nicht nur eine Menge Geduld, ein Unternehmen aus dem Nichts auf die Beine zu stellen, sondern auch Geld, es am Laufen zu halten und weiter zu entwickeln, sagt er. "Ich kann jedem empfehlen, der eine Idee hat, sich an Wettbewerben zu beteiligen - eine gute Möglichkeit, sich einen Namen zu machen." Und: "Wirtschaftlicher Erfolg fängt immer klein an und mit einer guten Idee." Mit einem neuen Produkt namens "Amynella", einem Mittel zur Pflege von Zierpflanzen, Obst und Beeren startet die Firma 2011. Im Büro von Sack und Käsebier stehen Prachtexemplare weißer Orchideen. Die würden von "Amynella" erzählen - wenn sie könnten.

Quelle: MZ-web.de, 01.09.2010